Im Sommer 2024 nahm ich aus Interesse Kontakt auf mit einem Projekt, das Hamburg-Reisen für Rollifahrer*innen organisiert.
Rollstuhlerlebnisreisen wurde von Heiko Reh gegründet - er arbeitet schon seit vielen
Jahren selbst in der persönlichen Assistenz und reist leidenschaftlich gern. Mit Enthusiasmus, sehr viel (teilweise auch unbezahltem) Engagement und großem Durchhaltevermögen hat er dieses
Angebot auf die Beine - bzw. auf die Räder - gestellt. Heiko Reh organisiert nicht nur die kompletten Reisen inklusive aller Buchungen und weiterer Assistenzpersonen (z.B. für die Nachtschicht im
Hotel, wenn eine Umlagerung erforderlich ist). Er kümmert sich auch um die Webseite des Projekts und versorgt den Facebook und den Instagram-Kanal von Rollstuhlerlebnisreisen ständig mit Updates, um auch in den Sozialen Medien sichtbar zu sein.
Für Menschen, die einen Rollstuhl nutzen, 24/7 Assistenzbedarf haben und von Grundsicherung leben, macht das - rein spendenbasierte - Projekt es möglich, für 4 Tage nach Hamburg zu reisen. Das erfordert bei der Reiseplanung viel Organisation, da z.B. viele Veranstaltungsorte nur teilweise oder gar nicht barrierefrei sind - Fahrstühle sind so eng, dass ein E-Rolli und eine weitere Person fast nicht hinein passen, Eingänge sind mit Gitter-Drehtüren versehen und z.B. der Zuschauersaal des Musicaltheaters vom "König der Löwen" kann nur über dunkle Umwege und hinten erreicht werden (siehe Fotos).
Im Vorfeld wird sorgfältig abgeklärt, wie die Assistenz aussehen soll und was in Hamburg auf dem Programm stehen wird.
In vielen Fällen reist Heiko Reh sogar vorab zu den Reise-Interessent*innen, um sie kennenzulernen und persönlich alles mit ihnen zu besprechen.
Vertrauen ist wichtig - denn diese Reisen lassen sich nur realisieren, wenn die persönliche Assistenz in Hamburg von Heiko Reh und seinen Kolleg*innen übernommen wird. Das schmale Budget des
Projekts würde es sprengen, auch noch die Kosten der für eine weitere Person zu übernehmen. Für die Reisenden bedeutet das, sich während der Reise für ihre gesamte Alltagsunterstützung - von
Körperpflege bis zu Assistenz beim Essen, WC-Nutzung etc. - auf eine unbekannte Person einzulassen.
Gemeinsam mit Heiko Reh entwickelte ich die Idee, eine Fotoreportage für das Projekt zu machen, um dessen Arbeit auf meine Art zu unterstützen.
Svenja aus Essen, die dann im November nach Hamburg kam, war damit einverstanden, dass ich ihre komplette Reise fotografisch begleite - danke!
Als der Reisetermin von Svenja stand, fragten wir bei einem Hamburger Straßenmagazin an, ob sie einen Bericht über das Projekt veröffentlichen würden. In der Februarausgabe der Hinz&Kunzt 2025 erschien tatsächlich ein längerer Artikel der Journalistin Luca
Wiggers, die uns für einen Tag begleitet hatte. Auch das hilft dem Projekt hoffentlich dabei, seine großartige Arbeit bekannter zu machen und weitere Spender*innen zu finden.
Ich habe meine Fotoreportage über Svenjas Reise nach Hamburg komplett im Sitzen fotografiert, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein und nicht von oben auf sie herunter zu fotografieren. Deshalb hatte ich ein Klapphöckerchen im Gepäck, auf dass ich mich zum Fotografieren gesetzt habe.
Das hat meinen eigenen Blickwinkel auf Orte und Begegnungen verändert - und war manchmal eine Herausforderung, denn mit ihrem E-Rolli hatte Svenja oft ein ganz schönes Tempo drauf. Ein paar Mal klappte ich mein Höckerchen auf, um sie aufzunehmen - und als ich dann die Kamera in der Hand hatte und loslegen wollte, war sie schon längst wieder weg gedüst.
Ich wollte durch meine Fotoaktion die private Reise von Svenja möglichst wenig beeinträchtigen. So bin ich meist hinter ihr und Heiko hergelaufen und habe nur im manchen Situationen direkt von vorne fotografiert. Aus diesem Grund gibt es etliche Fotos, die Svenja nur von hinten oder seitlich zeigen.